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"Identitätssog"

Autor: Annabell Klug
Datum: 20.07.2011
E-Mail: nicht verfügbar




Hier habt ihr eure Welt aus Söldnern und aus Models,
Ich sage: Horden. Horden? Horden sag ich. Und warum?
Die Damen ins Nest, die Herren auf den Jagdpfad und töten.
Rosa. Das sagt ja schon alles, dein Großhirn von innen.
Nimm einen Hysteriker als Lupe und wenn du`s gesehn hast,
wirf ihn weg. Merke: Das unverlierbare Selbst begegnet
als Schmerz, als Trauer, als Plüschtier und als Gewalt.
Schau dich um, überall Nischen. Wo andere Nischen hingehn,
wenn sie alleine sein wollen. Gut, das du anrufst, ich hasse
dich gerade, du, ich könnte dir taumelnde Dinge erzählen,
richtige Knaller! Aber ich weiß ja nicht, ob du das willst, sprechen,
jenseits der Identitäten, glaubst du denn, dass die freie Rede
dich gerettet hat, damals, jemals, dereinst? Als erweiterte Welt?
Der Sog, der von konventionellen Identitäten und der Idee,
sie voll zu erfüllen, her wirkt, besteht auch nur solange,
als man sich dort nicht befindet. Also hör auf zu befinden.

Ein Gedicht
für „Die Zeit“ am 01.06.2011
von Monika Rinck