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"Belsazer,"
Autor: Georg HeinzelmannDatum: 01.05.2018
E-Mail: nicht verfügbar


Frei nach Belsazer (Heinrich Heine)
Die Mitternacht zog näher schon,
in stummer Ruh lag Central-Town.
Nur oben in dem glitzernd Haus,
da flackert's,
da hielt der König die Freunde aus.
Minister saßen im schimmernden Reih´n,
und lehrten die Kelche mit schäumend Champaig´n.
Es klangen die Gläser, es jauchzt die Partei,
so klang es dem sperr'gen Regenten frei.
Präsident´s Wangen leuchten Glut,
im prickelnden Wein erwuchs kecker Mut.
Und blindlings reißt der Mut in fort,
und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.
Und er brüstet sich frech und lästert wild,
die Wählerschar ihm Beifall brüllt.
Der König rief mit stolzem Blick,
der Diener eilt und kehrt zurück.
Er trug viele Files aus geschütztem Raum,
das war aus den Servern des Volkes geraubt.
Und der Könige griff mit frevler Hand,
die heiligen Daten aus dem Netz er entwandt.
Und er nutzte sie hastig für seine Wahl,
und rufet laut mit wehendem Haar.
Volk dir künd ich auf ewig Hohn,
ich bin der König von Central-Town.
Doch kaum das große Wort verklang,
dem König war´s heimlich im Busen bang.
Das gellende Lachen verstummte zumal,
es wurde leichenstill im Saal,
und sieh! und sieh! an gläserner Wand,
da kams hervor durch Reporterhand.
Und schrieb und schrieb an weißer Wand,
Zeichen brisant und schrieb und schwand.
Der Präsident stieren Blick da saß,
mit schlotternden Knien und totenblass.
Der Knechte Schar saß kalt durchgraut,
und saß gar still, gab keinen Laut.
Die Anwälte kamen doch keiner verstand,
zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
Der Reporter ward aber in selbiger Nacht,
von des Herrschers Knechten umgebracht.