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"ozeanblau"

Autor: immerblau
Datum: 28.09.2023
E-Mail: nicht verfügbar




Ich weiss nicht wie ich über mich reden soll. Über meine innere Welt, wie´s mir geht.
Ich habe viel das Gefühl das auch niemand fragt oder es wirklich Jemand wissen möchte.
Ich bin schon immer eher die, die zuhört. Leute erzählen mir gerne von ihrem leben und vertrauen mir ihre Probleme und Sorgen an.
In letzter Zeit realisiere ich, dass ich nicht spreche.
Dass ich oft einfach schweige, obwohl ich so viel zu erzählen hätte.
Das ich mich eigentlich sehr einsam fühle und nicht wirklich Freunde habe.
Manchmal fühle ich mich als hätte ich kein Leben.
Ich habe die letzten Jahre und somit den Grossteil meiner Jugend, mit Schmerz fühlen - isolieren - Therapie - „heilen“ - loslassen - trauern verbracht.
In der Zeit in der andere eine Identität kreieren, Spass haben, neue Freunde machen, ihren Karriereweg begehen etc.
Musste ich in verschiedenste Therapien, mehrere Klinikaufenthalte besuchen, meine Kindheitswunden aufarbeiten und realisieren, dass ich eigentlich überhaupt nicht bereit dafür bin, erwachsen zu sein. Dass ich ein kleines Mädchen in mir trage, dass nie Kind sein konnte.
Ich musste lernen dass mein Papa Alkoholiker ist und nie emotional da war, weil er selbst nicht Kind sein konnte.
Das meine Mama genau wie ich ein kleines gebrochenes Mädchen in ihr trägt und sie deshalb oft nicht Mama sein konnte.
Dass das kleine Mädchen in mir „loslassen müsse von dem Wunsch gehalten zu werden von meinen Eltern und ich selbst meine Mama sein müsse“ - verschiedene Therapeuten.
Dass mein erster freund und wie ich meinte meine grosse Liebe, in dem ich plötzlich all die Liebe und Geborgenheit gefunden hatte, die ich mir immer wünschte, mich von Anfang an angelogen hatte, mir etwas vorspielte und mich betrügte. Dass er nicht der Mensch ist, für den ich ihn hielt. Das der Himmel, den ich in ihm sah und fühlte, nicht echt war. Und ich meine Unschuld und meine Jugend einem Menschen geschenkt hatte, der mich so sehr verletzt, dass ich Monate lang nur weinen und schlafen kann.
Dass meine „beste Freundin“, die der erste Mensch war, dem ich von meiner Geschichte erzählte, der ich einen Schimmer meiner inneren Welt zeigte, teil an meiner Geschichte haben liess,
sich nicht für mich entscheidet. Mich zurück lässt in der Klinik, mich zurück lässt in meinem Schmerz währenddem sie neue Freunde macht, ihren Karriereweg begeht, Liebe findet und lernt wie schön das leben ist ohne so eine belastende, kaputte Freundin wie mich.

Ich kann nicht zu lange unter Menschen sein, halte viele laute Geräusche nicht aus, viel licht, viele Gerüche, wie sich gewisse Sachen anfühlen, wenn man mit mir redet, wenn man mich etwas fragt und ich etwas sagen soll, bin viel zu oft zu spät, habe immer stress, bin immer müde, ich weiss nicht was sagen, mag nicht reden, mag nicht zuhören, mag nicht mehr emphatisch sein, ich schaue nicht gerne in den Spiegel, ich hasse meinen Körper, fühle mich nicht daheim darin. Habe so viele Narben. Ich hasse meine kaputten, fädigen, dünnen Haare, meine Haut die aussieht als wär ich fünfzig. Meine gelben Zähne, meine abgekauten Fingernägel, meine aufgekratzten Wunden.
Ich KANN NICHT sprechen.
Kann nur daliegen in der Fötus Position mit meinen Plüschtieren und dissoziieren.
Mit meinen Plüschtieren spielen und denken wie ein Kind. Reden wie ein Kind. Behandelt werden wollen wie ein Kind. Keine Sorgen oder Verantwortung haben, wie ein Kind.
Ich kann nicht weinen oder ich kann nicht aufhören zu weinen.

Ich mag nicht mehr immer sagen dass es mir gut geht. Will sprechen können.
Mag meine abgekauten Fingernägel nicht mehr verstecken, meine dünnen Haare hochstecken, meinen komischen Körper unter Kleidern bedecken, Leuten nicht in die Augen schauen können, krampfhaft versuchen gesund zu werden, normal zu wirken, im System funktionieren zu können.
In die Gruppe passen wenn von Studium und Traumjob gesprochen wird, nicht traurig zu werden wenn ich kleine Mädchen mit ihrem Papa oder ihrer Mama sehe.
Mich nicht fehl am Platz zu fühlen an egal welchem Ort ich bin, umgeben von egal welchen Menschen.
Ich verschlafe den halben Tag, damit ich mich nicht den ganzen mit allem auseinandersetzen muss.
Ich möchte sprechen können, gehört werden können, ernst genommen werden, verstanden werden.
Dass Jemand mal Empathie mit MIR hat. Jemand mal meinen Schmerz sieht. Vielleicht sogar mal jemand für MICH weint.
Ich würde auch gerne mal getragen werden, nicht verletzt oder missbraucht werden.
Als eigenen Menschen, anstelle nur als „die der man gut von seinen Problemen erzählen kann, weil sie viel Mitgefühl hat“, gesehen werden.
Ich würde auch gerne die Möglichkeit gegeben bekommen, mein inneres in Kunst auszudrücken, Menschen zu erreichen, die es interessiert.
Gut in etwas sein und das verwirklichen können.
Energie zu haben wenn ich am morgen aufstehe und mich gut fühlen.
Selbstbewusst sein, mutig sein, neue Freunde machen, ein Buch aus meinen Gedichten schreiben, Songs aus meinen Texten aufnehmen, einen schönen Körper haben und anziehen können was ich will.

Würde mich gerne fühlen wie ein Mensch.

Ich würde gerne sprechen können.