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"Herbstmeer"
Autor: Annelie KelchDatum: 10.09.2018
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Herbst -
Heimlich wächst er in die Zeit des
Ins Vergessen fliehenden Sommers:
Gestrichene Stunden, verkürztes Leben ...
Das kälter gewordene, trübere Licht
Weckt den Gott des Verfalls und am
Abend raffe ich mir die wollene Jacke
Über Kreuz um den fröstelnden Leib.
Mein Schlafdeich öffnet sein grasgrünes Aug,
Rülpst und lächelt zufrieden: Verdaut sind
Die Sandsäcke in den Löchern seines hungrigen
Wanstes, und die ,Großen Brennnesseln' faulen
Wie verschmähtes Obst und kribbeln nicht mehr.
Morgen, ach morgen schon werden toben
Poseidons Stürme, Wellen zu peitschen
Gen Menschland: Längst zittern die ärmsten
Hütten der Welt.
Nicht länger zerbricht der Glasaal an des
Hungerbachs Schroffheit: Aus den Wolken
Stürzen Liliths dämonische Tränen ...
Diana im Büchsenlicht spannt ihren Bogen,
Hirschfänger und Saufeder: blanker gewetzt als
Die Waffen der Keiler. Vorbei ist die Hegezeit;
Nichts wird mehr geschont ...
Nichts wird mehr geschont; auch wir werden
Fallen aus der gestundeten Zeit, unserm
Scheinbaren Frieden; vom speed in den
Shit und vom shit in den shitstorm getrieben,
Vom Tod in den Traum: So lebten wir einst ...