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Autor: Annelie KelchDatum: 29.06.2017
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An den Morgen
Du hebst die Augenlider und erblickst Konturen:
Der frühe Morgen schickt sein leises Licht durchs Fenster.
Über den Dingen, die du liebst, spuken noch Nachtgespenster.
Das Zwielicht zwinkert müde; leise ticken alle Uhren.
Die ersten Autos brausen in den tiefen Straßenschluchten;
es klingt in deinen Ohren, als ob Wasserfälle rauschen.
Das Schicksal meint es gut mit dir: du willst mit keinem tauschen:
Ein Vöglein hebt zu singen an und du darfst lauschen, lauschen …
Durchs offne Fenster segelt milde Frühlingsluft;
es wird allmählich draußen und auch drinnen heller,
zwei, drei Sirenen heulen auf und werden merklich greller,
verebben freilich mit dem allerersten Kaffeeduft.
Dann fällt dein Blick auf die Lektüre vom verwehten Abend:
Ein junger Mann verschwand, im Sand verliefen sämtliche Ermittlungen.
Sie kamen schwerlich, schwerlich nur in Gang; Beweise wurden ignoriert.
Die armen Eltern kämpften wie die Löwen, damit endlich was passiert -
doch fand man ihren Sohn zu spät - sein Leben war bereits verklungen.
Du seufzt ein wenig und stehst auf - im Arm die neue „Crime“.
Und später brühst du dir drei Tässchen Tee mit frischem Ingwer.
Dann setzt du dich an deinen Arbeitstisch, schreibst einen neuen Reim.
Und schon versinkt die Welt ringsum: Du siehst und hörst mich nimmer.