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"Die Racheballade
des weißen
Hirsches"
Autor: Karsten HerrmannDatum: 30.03.2014
E-Mail: nicht verfügbar
Als hätte die Villa im Wald Milchglasfenster,
dichter Nebel hüllte den späten Abend ein,
Baumsilhouetten wirkten wie Gespenster,
im leicht durchdringendem Mondschein.
Von weiten erklang Krähenkrächzen,
etwas bewegte sich in düsterer Nebelgischt,
starke Windböen kamen auf, Äste ächzten,
und dann sah Don dieses grellweiße Licht.
Es erhellte für einen Moment die Nebelnacht,
draußen wurde aus Oleg und Iwans Worte Geschrei,
sie hatten Don gestern die Lieferung gebracht,
den weißen Hirschkopf mit dem Prachtgeweih.
Er war ein russischer Mafiosi, dieser Don,
spezialisiert auf seltene Tiertrophäen,
außer solch einen Hirschkopf hatte er alle schon,
diese konnte man in seiner Villa hängen sehen.
Überall thronten Köpfe aus der Tierwelt,
herbeigeschafft, wie in blutigen Horrorthrillern,
dank der Korruption mit Don Putinos Geld,
und erbarmungslos, professionellen Tierkillern.
Als Don den Hirsch sah, unter den vielen Bildern
aus Moritzburg, eines von Sachsens Tiergehegen,
tat er sofort gierig seinen Wunsch schildern,
dabei kam ihm die laute Silvesternacht entgegen.
Jetzt hing sein Kopf im Empfangssaal,
Oleg und Iwan hatten ihn grausam abgetrennt,
ihre Schreie erstarrten nun mit einem Mal,
dann hörte er, wie etwas um seine Villa rennt.
Um schnell nach draußen zu gelangen,
musste er durch den Empfangsraum gehen,
er erschrak,
die Hirschtrophäe hatte nicht mehr da gehangen,
dafür konnte man zwei abgetrennte Köpfe sehen.
Oleg und Iwans Kopf hingen jetzt dort,
an Armbrustpfeil und Axt, Blut lief tropfend heraus,
aus dem Wald wurde ein röhrend, schallender Ort,
und ein wirbelnder Lichtnebel zog Don vors Haus.
Aus dem rasenden Nebelgespinst wurde Gestalt,
ein riesiger weißer Hirsch kam im vollen Lauf,
seine Rache
im silberfluoreszierenden Licht war eiskalt,
denn zwei spitze Geweihenden spießten ihn auf.