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Im Gedicht:

"Schutzengel im
Irrenhaus"

Autor: Klaus Enser-Schlag
Datum: 24.10.2019
E-Mail: nicht verfügbar




Mein Schutzengel ist krankgeschrieben,
ich habe es wohl übertrieben…
Ich machte ihm das Leben schwer,
zu Lachen hatte er nichts mehr…

Ach, meine zähen Depressionen
konnten den guten Geist nicht schonen.
Als ich Tabletten dann genommen,
ist er beinah´ zu spät gekommen.
„Du hast noch ziemlich lang zu leben!“,
vernahm ich noch, schon sehr daneben…
Er war entnervt und sehr erregt,
das Jenseits sei total belegt!
Man brachte mich ins Krankenhaus
und pumpte mir den Magen aus.

Beim nächsten Mal, ganz frisch und munter,
sprang ich von einem Hochhaus runter.
Er fing mich auf, im freien Flug
und schrie mich an: „Jetzt ist´s genug!!“
Er hat das Leben mir geschenkt
und sich dabei das Kreuz verrenkt…


Im nächsten Frühjahr fing es dann
schon wieder mit der Schwermut an.
Ich bettete nach Art und Weise
mein lebensmüdes Haupt auf Gleise.
Ich dachte mir: „Das tut nicht weh“
und wartete auf den IC.
Die Augen hatte ich geschlossen,
da kam mein Engel angeschossen!
Er riss mich weg von Tod und Pein
und – klemmte sich den Flügel ein!
Der Zug, er kam herangebraust,
und wie mit einer Panzerfaust,
ward ihm der Flügel abgetrennt,
oh nein – dies war kein Happy End!

Der Engel ist nun depressiv
und wird gepflegt – sehr intensiv –
in der geschloss´nen Psychiatrie,
fixiert von Kopf bis unters Knie!
Ich spiel´ zuhause lieber Karten,
mit Selbstmord werd´ ich erst mal warten.
Denn ohne ihn, da könnt´s ja klappen,
mein Engel würde überschnappen…

Ja, rabenschwarz ist mein Humor,
ich komm´ mir selbst recht seltsam vor…