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"Fürst Myschkin
spricht ..."

Autor: Annelie Kelch
Datum: 18.10.2018
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Den Leib des Winters über die Schultern gebreitet,
So schwimmt meine Insel gegen den Strom.
Aufbereitet hab ich den Schnee von gestern:
So blüht bald, mit Resten gespeist, mein müdes Herz.

Im Strom der Zeit münden alle Flüsse …
Die sieben Leben meiner Katze fürchten das Wasser.
Von der Farbe des Pfirsichs sind ihre zarten Brüste ...
Sie buckeln nicht, ihr Lachen klingt nach November.

Schiffe aus aller Welt docken an meinen Hafen ...
Capitani, Matrosen, Marilyns springen aufs Festland.
Der Strom der Zeit ist grau. – Grau wird auch mein Haar,
Noch vom Ruß des Feuers geliebt. Mond wirft sein
Silbernes Aschenlicht drauf: So will ich einst sterben ...

Meine Insel ist ein Tempel des Friedens ...
Kein böses Wort darf von Bord; was blutet,
Wird gestillt. – Brüder im Geiste, schaut
Euch nicht um: Der Klabautermann spukt ...
Auf dem Festland leert er das Fass mit Wodka.
O Fass mit Wodka: Sarg des Klabautermanns.

Unter den Brücken fließt selbst der Herbststrom stiller,
Die Weide am Ufersaum bangt um ihr jüngstes Blatt:
Von Schiffen bedrängt, so treibt es verloren im
Wandel der Wasser; Verzweiflung überfällt mich
Beim Anblick der Armut … in engen, dumpfen Gassen
Flackern die Lebenslichter der Kinder und Alten:
O Tod, der dort ein und aus geht.

Im Lied des Tages entgleitet die Stunde mir schneller.
Fjodor Michailowitsch, der mich erschuf, wirft
Schmerzliches auf: Der positiv schöne Mensch, zerbrochen
An seiner Liebe und Güte, geflügeltes Wort im
Himmlischen Fall, Rosen ohne Dornen ...
Was soll aus mir werden? – Ich fürchte mich, Herr!
O Liebe, in die Wolken gehoben und abgestürzt ...