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"Zwei Blinde"

Autor: -molly-
Datum: 22.01.2018
E-Mail: nicht verfügbar




Begleiterin für eine Dame,
die krank im Bett der Notaufnahme,
verspüre ich nach Rumgelunger
im Warteraum stark Durst und Hunger
und mache mich deswegen auf
vom UG ins Café hinauf.
Habe das Schild ich überseh´n ?
Die Aufzüge ? Nicht zu erspäh´n.
(Erst später habe ich entdeckt,
dass sie von Liegen halb verdeckt.)
Ich,die ich mich seit Kinderschuh´n
oftmals erwies als "blindes Huhn",
irre umher im Klinikbau.
Ach, wär´ich orientierungsschlau!
Niemand, der hier zu fragen wär´,
da´s feiertäglich menschenleer.
Auch von ´ner Treppe keine Spur.
0 Fahrstühle, wo seid ihr nur ?
Plötzlich kommt einer - ungelogen -
in meinen Gang hereingebogen:
Ein Stuhl mit Rollen an den Beinen,
so seltsam wie ich sah noch keinen.
Geschoben von ´nem ält´ren Mann,
den ich erleichtert spreche an,
ob er den Weg zum Café wüsste,
in das ich wollte und auch müsste.
" Gewiss", meint er, "
kenn´ich genau
wie alles hier in diesem Bau.
Obwohl ich fast erblindet bin,
helfen mir meine and´ren Sinn´
und dieser Stuhl. Er hat den Zweck
des Vorfühlens für´n scharfes Eck."
Dann zeigte er unterm Jackett
das Dreipunkt-Blindenettikett,
das er nicht gerne außen trägt,
damit er Mitleid nicht erregt.
Mein Dank am Ziel - kurz abgewehrt.
Doch krieg´ich einen Spruch verehrt:
" Haben Sie etwas fest im Sinn,
dann kommen überall Sie hin.
An mir zu seh´n,
der ich fast blind,
trotzdem, das was ich will,
auch find´t."
Für´s "blinde Huhn" das rechte Wort
zur rechten Zeit am rechten Ort.